2019-08-05

#rpDetroit-Co-Kuratorin Tiff Massey über Zugang zu Kunst in Detroit

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Tiff Massey ist eine interdisziplinäre Künstlerin aus Detroit, Michigan. Ihre Werke, diev on afrikanischen Standards wirtschaftlicher Kraft inspiriert sind, umfassen sowohl großformatige als auch tragbare Skulpturen, Musik und Performances. Sie erforscht Fragen zu Klassenzugehörigkeit und Rasse durch die Linse einer zeitgenössischen afrikanischen Diaspora und kombiniert sie mit ihren Erfahrungen in Detroit.

Als Co-Kuratorin der #rpDetroit gestaltet Tiff Massey zusammen mit der Detroiter Kulturproduzentin Lauren Rossi den Programmbereich “Arts & Culture” mit. In unserem Interview spricht Tiff Massey über die besondere Lebensart in Detroit und Herausforderungen in Bezug auf Zugang zu Kunst in der Stadt.

 

Was ist am Leben in Detroit besonders?
Die Menschen. Sie machen Detroit aus. Es sind die Menschen. Punkt. 

Es ist der Mann, der über die 7 Mile seinem Freund, der an einer roten Ampel steht, zuruft: „Ich hoffe, du hast einen guten Tag!“ Es ist der junge Mann, der seiner Großmutter hilft, die Straße zu überqueren. Und es ist die frustrierte Frau, die einen Mann beschimpft:, „B*tch, du kennst mich nicht!“ Diese Dinge bringen mich zum Lächeln.

Wie würdest du die Kulturszene in Detroit und die heutige künstlerische Entwicklung beschreiben?
Als ich noch ein Kind war, hatte ich das Gefühl, dass es eine viel größere Kulturszene in Detroit gab. Es gab viel mehr Festivals und Möglichkeiten für Menschen, sich in der Stadt mit Kultur auseinanderzusetzen. Ich erinnere mich, dass ich auf Kunstmessen im Museumsviertel, in Greektown und im Hart Plaza war. Diese Events gibt es nicht mehr. Die Leute gründen jetzt ihre eigenen Initiativen, im Palmer Park, Belle Isle, Sidewalk Festival in Brightmore, Detroit Art Week. Es wird immer mehr. 

Jeder sagt, dass es in Detroit viel Platz gibt und das stimmt – es gibt eine Menge Raum, um Kultur zu schaffen und in die Community einzubringen. Ich denke aber, dass diejenigen, die mehr Möglichkeiten schaffen möchten, sich an diejenigen wenden sollten, die schon daran arbeiten. Dazu können sie dann etwas beitragen oder auch mit ihnen zusammenarbeiten anstatt immer zu versuchen, etwas Neues zu schaffen.

Nehmen wir das Movement Festival als Beispiel. Es war früher umsonst und offen. Jetzt kosten die Tickets wahrscheinlich 300 Dollar. Zum Vergleich: Diesen Sommer startet ein weiteres neues Festival. Sie wollten von Weißen mehr Eintritt als von Schwarzen verlangen. Wegen des Pushbacks änderten sie aber ihre Pläne und verlangten von allen den gleichen Eintrittspreis. Letztendlich wollten sie für ihr Publikum, für ihre Kultur, ein Erlebnis schaffen. Aufgrund der Acts, die sie für diese Festivals buchen, ist das Publikum meistens hauptsächlich weiß, auch wenn schwarze Künstler in einer schwarzen Stadt auftreten.

Wenn Detroit eine mehrheitlich weiße Stadt wäre, wäre sie nie abgewertet und de-finanziert worden; und es ist schon lange eine verrückte Politik im Spiel. Für gebürtige Detroiter ist jeder Tag ein Kampf. Wir arbeiten hart. Den Drive hat es hier schon immer gegeben. Wir wollen uns in allen Räumen wiederfinden, ob sie nun schon ewig da waren oder neu geschaffen werden.

Und für die neuen Detroiter*innen ist jeder Tag eine Chance. Hier gibt es viele Opportunist*innen. Wer kontrolliert die Geschichte von Detroit? Für Detroit ist Kunst nichts Neues, ist Design nichts Neues. Wir haben Autos erfunden, und wir haben quasi die Musik erfunden. Warum gibt es keine Systeme um Nachhaltigkeit zu sichern?

Der Punkt ist, dass wir die Kultur besser erhalten müssen. Das ist es, was alle überhaupt erst hierher gebracht hat. 

Was vor Ort nicht zuletzt fehlt, sind Sammler*innen. Zwar gibt es viele Sammler*innen aus Detroit, aber sie sammeln nicht in Detroit. Sie gehen nach New York, LA und auf die Kunstmessen. Ich würde mich freuen, wenn die Mehrheit meiner Sammler*innen aus Detroit käme. 
 

Welche Herausforderungen gibt es im Hinblick auf Zugänglichkeit von Kunst und Kultur in Detroit?Gatekeeper. Ich will ehrlich sein. Ich habe Auszeichnungen, von denen die meisten nur träumen können, aber selbst mit diesen Auszeichnungen gibt es Strukturen und Türsteher, die mich davon abhalten, die nächste Ebene zu erreichen.
 

Wenn du unbegrenzte Mittel hättest, wie würdest du die Zugänglichkeit für Kreative in Detroit verbessern?
Ich würde sie entwickeln und ausbauen.
 

Was erhoffst du dir vom rpDetroit Call for Participation?
Ich will, dass Detroit sich präsentiert und allen zeigt, was hier Sache ist.